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Plastik? Nein danke!

Wenn wir den Weg einer möglichst naturnahen Imkerei gehen, stehen wir immer wieder vor der Entscheidung, welche Materialien wir einsetzen. Für uns ein klarer Fall: unsere Bienen leben auf den von den Bienen selbst ausgebauten Waben aus Wachs, Kunststoffwaben, wie sie in den USA immer beliebter werden, kommen nicht in die Kiste.

Auch bei den Bienenwohnungen haben wir uns für das Material Holz entschieden (auch wenn rein gewichtsmäßig der alternde Imker in schwachen Momenten von Bienenkästen aus ultraleichtem Styropor/Styrodur träumen mag). Auch bei der Abdeckung der Kästen verzichten wir weitgehend auf Plastikfolien und decken bevorzugt mit atmungsaktiven Leinen- oder Baumwolltüchern ab.

Aber zugegeben: wir gestehen einige sündhafte Inkonsequenzen. Zum Beispiel verwenden wir Kunststoffkästchen bei der Aufzucht von Königinnen. In diese sogenannten Begattungskästchen oder Aufzuchtkästchen logieren wir im Mai/Juni für einige Wochen unsere neu geborenen Königinnen ein. In diesen Kästchen leben die jungen Königinnen mit einem Minivolk. Von hier aus fliegen die Königinnen zum Hochzeitsflug aus und starten nach erfolgreicher Begattung ihr erstes kleines Brutnest. Und diese Begattungskästchen aus Kunststoff sind einfach optimal praktisch konstruiert und erleichtern die Arbeit bei der Königinnenvermehrung.

Ein weiterer Sündenfall: wenn wir im Herbst feststellen, dass die Völker nicht genug Honigvorrat für den Winter in der Kiste haben, muss nachgefüttert werden, standardmäßig mit einer Honig-Wasser-Lösung, notfalls mit Zuckerwasser. Wir haben dazu Futtertröge und Futtertaschen aus Holz, die aber immer wieder undicht sind, so dass der Futtersaft ausläuft. Also kommen auch hier Futterwannen aus Kunststoff zum Einsatz.

Ein typischer Futtertrog ist der sogenannte Rundfütterer mit einem in der Mitte liegenden Aufstieg, der zentral über dem Brutnest in einer Leerkiste auf das Volk gestellt wird. Durch die mittige Öffnung klettern die Bienen nach oben und holen den Futtersaft, den dargebotenen Honig oder Honigreste aus aussortierten Futterwaben oder honighaltige Wachsreste nach unten ins Volk.

Und hier zeigt sich nun, dass manche Bienenvölker deutlich machen, dass sie das Laufen auf Plastik überhaupt nicht gut finden - siehe die untenstehenden Fotos. Die Bienen haben die Laufwege bienengerecht mit einer wabenartigen Wachsschicht versiegelt und so eine naturnahe Umgebung hergestellt. In dem gezeigten Beispiel wurde der Wachsüberzug vermutlich dadurch begünstigt, dass in dem Futtertrog Entdeckelungswachs von der letzten Honigschleuderung zum Ausschlecken gegeben wurde. So hatten die Bienen genug Recycling-Wachs zur Verfügung.

Was lernen wir daraus? Bienen zeigen uns häufig ihre Bedürfnisse. Wir müssen sie nur erkennen.